Dr. Ludwig Neidhart, © Augsburg 2014
Es gibt manche Sätze im Neuen Testament, die auf den ersten Blick den geläufigen christlichen Auffassungen zu widersprechen scheinen. So heißt es im apostolischen Glaubensbekenntnis im Einklang mit eine Reihe neutestamentlicher Texte, Christus sei „am dritten Tage“ auferstanden von den Toten.
Dem scheint aber der Ausspruch Jesu in Mt 12,40 zu widersprechen: Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war (vgl. Jona 2,1), so wird auch der Menschensohn (Jesus) drei Tage und drei Nächte im Innern (wörtlich: im Herzen) der Erde sein.“ Wenn sich dies auf den Tod Jesu bezieht, könnte man in diesen Ausspruch angedeutet sehen, dass Jesus drei volle 24-Stunden-Tage im Grab lag, also erst am vierten Tage auferstand.
Solche Probleme haben denkende Christen immer schon angeregt, zu überlegen, ob und wie sich solche Aussagen in Einklang bringen lassen. Für den, der glaubt, eine Auflösung des Widerspruchs in einem der geläufigen Auffassung entgegengesetzten Sinn gefunden zu haben, war und ist dies oft der Anlass, sich von den Traditionskirchen zu trennen. Im vorliegenden Falle etwa hat sich der christlich engagierte Altorientalist Werner Papke dafür ausgesprochen, dass Jesus tatsächlich genau drei Tage und drei Nächte im Grabe war, nämlich vom Mittwochabend bis Samstagabend, und er nahm dies zum Anlass, der katholischen Kirche vorzuwerfen, auch in diesem Punkt (wie seiner Meinung nach in vielen anderen) eine falsche Auslegung des Evangeliums in die Welt gesetzt zu haben.1 Das ist für traditionsverbundene Christen ein Grund mehr, sich die Frage zu stellen, was sich aus der Schrift denn nun wirklich über den Zeitraum ermitteln lässt, in dem Jesus tot war bzw. im Grabe lag.
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