Protestantische Lehrer und Prediger vertreten instinktiv diese Annahme. Doch ist diese Annahme überhaupt biblisch? Wenn wir in die Bibel schauen, stellen wir fest, dass es keine einzige Bibelstelle gibt, die diese protestantische Annahme lehren würde. Die besagte Annahme ist somit eine nichtbiblische Lehre, weshalb man sie allein schon deshalb - als guter Sola Scriptura Protestant - abhaken kann, und man daher eigentlich gar nicht weiter argumentieren muss. Trotzdem ist es mir hier wichtig, in der Bibel aufzuzeigen, dass diese Annahme nicht nur nicht biblisch, sondern auch antibiblisch ist: Es fängt schon mit dem verstorbenen Samuel an, der infolge seiner Herbeirufung durch die Totenbeschwörerin von Endor als Geist auf die Erde kam und folgende Worte zu Saul redet:
"Der Herr wird auch ganz Israel und dich zugleich in die Hände der Philister geben. Morgen wirst du mit deinen Söhnen bei mir sein. Auch das Heerlager Israels wird der Herr der Gewalt der Philister überantworten." (1Sam 28,19)
Dass es sich hier wirklich um Samuel handelt, und nicht um einen Dämon, belegt der von Gott inspirierte Schreiber selbst, wenn er ausdrücklich schreibt, dass es Samuel war, der zu Saul redete: "Samuel sprach zu Saul", "Samuel entgegnete", "Sogleich stürzte Saul ... zu Boden ... wegen der Worte Samuels." (1Sam 28,15.16.20)
Samuel als Jenseitiger wusste also sogar, was mit Israel, König Saul, seinen Söhnen und dem israelitischen Heer in nächster Zukunft auf der Erde geschehen würde. Ebenso wusste er als Jenseitiger, dass Gott von Saul gewichen und sein Widersacher geworden ist:
"Warum fragst du mich, da der Herr doch von dir gewichen und dein Widersacher geworden ist?" (1Sam 28,16)
Beachten wir auch Lk 9,30-31:
"Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm, es waren Moses und Elias, die ... von seinem Heimgang, den er vollenden sollte in Jerusalem."
Auch hier sehen wir, wie Moses und Elias als Jenseitige zu diesem Zeitpunkt unmittelbar vor Jesu Einzug in Jerusalem genau wussten, dass Jesus mit Seinem nahe bevorstehenden Einzug in Jerusalem Seine Passion erwartet, denn um mit Ihm darüber zu reden, sind sie Ihm ja erschienen. Und gehen wir weiter: In Offb 6,9-10 lesen wir:
"Und als es das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die hingemordet waren um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen, an dem sie festhielten. Sie riefen mit lauter Stimme: 'Wie lange noch, Herr, du Wahrhaftiger, richtest du nicht und rächst nicht unser Blut an den Bewohnern der Erde?"
Diese Märtyrer-Seelen befinden sich schon einige Zeit im Himmel unterhalb des Altares. Und dennoch wissen sie sehr genau, dass Gott die Erdenbewohner für ihre Verbrechen immer noch nicht bestraft hat.
Die letzte Bibelstelle, die beweist, dass die Heiligen im Himmel genau wissen, was auf der Erde geschieht, ist Offb 19,1-3:
"Danach hörte ich wie eine laute Stimme einer großen Volksmenge im Himmel rufen: "Halleluja! Unseres Gottes ist das Heil und die Herrlichkeit und die Macht. Wahrhaftig und gerecht sind seine Gerichte, denn er hat die große Hure gerichtet, die die Erde durch ihre Unzucht verdorben hat, und gerächt hat er das Blut seiner Knechte an ihr ..."
Nun erfahren wir aus der Offenbarung, wer diese Volksmenge ist:
"Nach diesem sah ich: Und siehe, eine große Volksmenge, die niemand zählen konnte, aus jeder Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen, stand vor dem Thron und vor dem Land, bekleidet mit weißen Gewändern und Palmen in ihren Händen." (Offb 7,9)
Bei der Volksmenge handelt es sich um Christen, die sich im Himmel befinden. Und nach Offb 19,1-3 wissen sie dort, dass die in Offb 17 und 18 prophezeite Siebenhügelstadt "Hure Babylon" soeben (vom Antichristen und den zehn Königen - Offb 17,16) vernichtet worden ist, worüber sie sogleich in großen Jubel ausbrechen. Des Weiteren wissen sie, was "Babylon" zur Zeit ihrer Existenz tut: die Erde mit ihrer Unzucht verderben und trunken sein vom Blut der Knechte Gottes (Offb 17,6).
Auch das zweite Buch der Makkabäer, das die Protestanten willkürlich für apokryph halten, zeigt, dass man im Jenseits über irdische Sachverhalte Bescheid weiß:
"So wappnete er (Judas Makkabäus) einen jeden, nicht mit der Wehr von Schild und Speer, sondern mit trefflichen, ermunternden Worten. Dann erzählte er noch zu aller Freude einen sehr glaubwürdigen Traum. Das Traumgesicht war folgendes: Er sah, wie Onias, der frühere Hohepriester, ein edler und rechtschaffener Mann, bescheiden im Umgang, sanftmütig von Charakter, würdevoll in seiner Rede und von Jugend auf stets tugendbeflissen, mit ausgestreckten Händen für die ganze Judengemeinde betete. Hierauf erschien ein anderer Mann, mit grauem Haar und würdevollem Aussehen, von wunderbarer Hoheit umstrahlt. Da sprach Onias: 'Das ist Jeremia, Gottes Prophet, der Freund der Brüder, der soviel betet für das Volk und die Heilige Stadt.' Und Jeremia streckte seine Rechte aus und gab dem Judas ein goldenes Schwert mit den Worten: 'Nimm hin das heilige Schwert als ein Geschenk Gottes! Mit diesem wirst du die Feinde schlagen.' So wappnete er einen jeden, nicht mit der Wehr von Schild und Speer, sondern mit trefflichen, ermunternden Worten. Dann erzählte er noch zu aller Freude einen sehr glaubwürdigen Traum." (2Makk 15,11-16)
Aus dieser berichteten Begebenheit, die dem von Gott geführten jüdischen Held Judas Makkabäus widerfuhr, wird ersichtlich, dass der im Jenseits lebende frühere Hohenpriester Onias und der im Jenseits lebende Prophet Jeremias genau wissen, dass die Juden von ihren heidnischen Feinden schwer bedrängt sind. Und Onias weiß zudem noch, dass Judas Makkabäus über die Feinde siegen würde, was dann auch geschehen war.
Und so zeigt uns die Heilige Schrift, dass Jenseitige über irdische Verhältnisse und sogar über Künftiges Bescheid wissen. Maria und die Heiligen wissen also, was auf der Erde vor sich geht und was nicht. Die besagte protestantische Annahme erweist sich also als völlig antibiblisch und hat somit keine Daseinsberechtigung!