Es gibt einige Katholiken aus dem modernen Lager, die die Offenbarung von Fatima für einen Fake halten. Als Beweis führen sie die folgende Prophezeiung aus dem Jahr 1917 an:
„Der Krieg (1. Weltkrieg) geht seinem Ende entgegen. Wenn man aber nicht aufhört, Gott zu beleidigen, wird unter dem Pontifikat von Papst Pius XI. ein anderer, schlimmerer beginnen.“
Sie sagen, dass diese Prophezeiung ganz offensichtlich falsch sei, weil der Zweite Weltkrieg nicht, wie prophezeit, „unter dem Pontifikat von Papst Pius XI.“ begann, sondern unter dem Pontifikat von Papst Pius XII. Aufgrund dieses angeblichen Irrtums sei „Fatima“ nicht himmlischen Ursprungs. Doch so einfach ist das nicht! Beachten wir im Hinblick auf diese Argumentation auf die Prophetie des biblischen Buches Jonas. Der Prophet sollte den Bewohnern von Ninive prophezeien: "Noch vierzig Tage, und Ninive WIRD untergehen!" Doch die Prophezeiung erfüllte sich nicht, weil sich die Bewohner zum Guten hin bekehrt hatten, so dass Gott die Niniviter vor dem Untergang bewahrt hat. Und so hatte es auch einen Grund, weshalb der in Fatima 1917 prophezeite Zweite Weltkrieg nicht unter dem Pontifikat von Papst Pius XI. begann, sondern unter dem von Papst Pius XII. In ihrer Prophezeiungen vom 15. September 1938 sagte die Muttergottes in Kerizinen nämlich:
„Ein neuer Krieg bedroht Europa. Ich werde ihn um einige Monate hinauszögern, denn ich kann nicht taub bleiben gegenüber so vielen Gebeten, die jetzt dort in Lourdes zu mir aufsteigen ...“
In Verbindung mit ihrer Prophezeiung von 1917 hätte der Zweite Weltkrieg ursprünglich tatsächlich unter Pius XI. beginnen sollen, genau genommen zwischen September 1938 und Februar 1939, doch wurde er aufgrund der Gebete in Lourdes um Monate hinausgezögert, wodurch den Menschen noch etwas mehr Zeit zur Umkehr und Buße gegeben wurde, die leider nicht erfolgt ist.
Unheilsprophezeiungen, wie die von Jonas, die sich nicht erfüllen, und solche, die sich zeitlich verzögern, sind folglich nicht immer ein Beweis für falsche Prophetie, sondern ein Beweis für Gottes Barmherzigkeit, die nicht den Tod des Sünders will, sondern seine Bekehrung zum Guten hin und seine damit verbundene Rettung. Unheilsprophezeiungen Gottes sind nämlich kein Selbstzweck, an deren Erfüllung man sich ergötzen soll, sondern haben den Zweck, die Menschen vor Unheil zu warnen, damit es verhindert wird. Sie sollen sich nicht erfüllen! Können die prophezeiten Unheilsereignisse nicht verhindert werden, weil viel zu wenige beten, oder weil keine Umkehr und Buße erfolgt, so können sie zumindest noch verzögert und dann verhindert werden, oder sie können verkürzt und gemildert werden. Und genau das scheinen moderne Katholiken nicht zu begreifen!