In seinem Buch „Blick in die Zukunft“ (1. Aufl. Traunstein 1950) schreibt Conrad Adlmaier über den katholischen Seher Alois Irlmaier, dieser habe für das Jahr 1950 den Dritten Weltkrieg prophezeit. Als der Krieg 1950 nicht ausgebrochen war, erklärte er in der zweiten Auflage seines Buches (1955):
„Bekanntlich hat sich die Voraussage Irlmaiers über den Dritten Weltkrieg in bezug auf das Jahr 1950 nicht erfüllt. Eine Erklärung Irlmaiers besagt, daß er die Zahl, die er gesehen hat, selbst ausdeutete, daß aber auch durch die Fürbitte der Jungfrau Maria das Unheil abgewendet wurde.“
Doch das kann aus folgenden Gründen nicht stimmen:
a) Ein Krieg, der in einem bestimmten Jahr nicht ausbrechen soll (das Jahr soll ja nur falsch ausgedeutet worden sein), kann daher in demselben Jahr, in dem er nicht ausbrechen sollte, logischerweise auch nicht abgewendet worden sein.
b) In der dritten Auflage seines Buches (1961) legte Adlmaier dem Seher im Hinblick auf das Jahr „1950“ neue Worte in den Mund:
„Bekanntlich sagte der Brunnenmacher von Freilassing, daß nach dem Zweiten Weltkrieg der dritte kommen wird. Und zwar meinte er bestimmt im Jahre 1950. Als er darauf angesprochen wurde, daß er sich also geirrt habe, gab er dies ohne weiteres zu und gestand, daß er aus verschiedenen Vorzeichen die Zahl 1950 selbst errechnet hatte. Er meinte, durch das Dogma der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel und durch die Fürbitte der allerseligsten Jungfrau sei das bevorstehende Unheil abgewendet worden.“
Merken Sie es? Neben der „Fürbitte Mariens“ kommt nun plötzlich und erstmals das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel dazu, das in der zweiten Auflage von 1955 als Grund überhaupt nicht genannt wurde. Hier legt der Autor dem Seher einfach neue Worte in den Mund! Und während es in der zweiten Auflage noch eine von Irlmaier angeblich geschaute Zahl war, die er falsch ausgedeutet habe, ist hier nicht mehr von einer Zahl die Rede, sondern von „verschiedenen Vorzeichen“, aus denen Irlmaier „die Zahl 1950 selbst errechnet“ habe. Ein Widerspruch!
c) Weitere Unstimmigkeiten: Ebenfalls in der dritten Auflage seines Buches von 1961 schreibt Adlmaier mit Bezug auf den Dritten Weltkrieg im Hinblick auf das Jahr 1950:
„Als Irlmaier 1959, in seinen Todesjahr, gefragt wurde, ob er seine Voraussage von 1947 noch aufrecht erhalte, antwortete er: Es hat sich nicht das Geringste daran geändert. Nur weil es näher herangekommen ist, sehe ich es viel deutlicher.“
Doch dem Münchner Merkur vom 18. und 22./23. Oktober 1949 zufolge, also bereits zwei Jahre nach 1947 und einige Monate vor 1950, beteuerte der Seher:
„Es gibt wieder einen großen Krieg, wenn das Getreide reif ist. Das Jahr kann ich leider nicht sagen …“
Der Seher kannte das Jahr, in dem der Dritte Weltkrieg ausbrechen soll, also keineswegs! Das Jahr 1950 ist von Adlmaier ganz einfach erfunden und offenbar zwecks der Vermarktung seines Buches dem Seher untergejubelt worden, genauso, wie die nachträglichen Erklärungen, die begründen sollten, weshalb der Dritte Weltkrieg 1950 nicht ausgebrochen sei.
d) Im oben erwähnten Münchner Merkur von 1949 sagt der Seher ausdrücklich, dass der Dritte Weltkrieg dann käme, wenn das Getreide reif sei, also regulär zwischen Juni und August. Auch diese Aussage des Sehers widerspricht der Behauptung Adlmaiers von 1961, Irlmaier habe behauptet, dass der Krieg 1950 mitunter wegen dem Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel abgewendet worden sei. Nun aber wurde das Dogma am 01. November 1950 verkündet, also Monate nach der Reife des Getreides, und nicht vorher, so dass die Verkündigung des besagten Dogmas überhaupt nicht zur Verhinderung eines dritten Weltkrieges im Jahr 1950 beitragen konnte.
Daraus ist ersichtlich, dass Alois Irlmaier den Dritten Weltkrieg nie für 1950 angekündigt hat!