In zahlreichen neueren „katholischen Offenbarungen“ heißt es, dass der Antichrist in Kürze in unserer Zeit auftreten würde. In manchen dieser „Offenbarungen“ wird daher Papst Franziskus als der falsche Prophet des Antichristen bezeichnet, der ihm den Weg bereiten würde, wie der Täufer Johannes dem Messias Jesus Christus. Deshalb sind viele katholische Geschwister eben dieser Meinung. Doch diesen neueren „Offenbarungen“ steht die alte, traditionelle katholische Prophetie im Weg, die den Antichristen für eine fernere Zukunft ankündigt. Um dies aufzuzeigen, muss ich etwas weit ausholen.
Eine Reihe traditioneller katholischer Prophezeiungen sagt für unsere nächste Zukunft einen dritten Weltkrieg voraus, der durch die sog. Dreitägige Finsternis, eine kosmische Katastrophe weltweiten Ausmaßes, beendet wird. Der Dritte Weltkrieg würde durch einen Nahostkrieg aufflammen. Es würde der militärische Einfall Chinas in Asien und der Einfall Russlands in Asien, Europa und Amerika erfolgen. Und hier setzt jetzt die Prophetie Unserer Lieben Frau von Fatima an: Damit dieser Weltkrieg verhindert wird, verlangte Unsere Liebe Frau 1929 vom Papst, dass er zusammen mit allen Bischöfen der Welt Russland Ihrem Unbefleckten Herzen weiht. Bis heute hat kein einziger Papst diese Weihe vorgenommen, auch Papst Franziskus am 25. März 2022 nicht, da das Objekt seiner Weihe nicht, wie gefordert, Russland war, sondern die Kirche und die Welt, wobei Russland und die Ukraine nur nebenher erwähnt wurden. In meinem Artikel „Wann kommt die Weihe Russlands“ zeige ich anhand traditioneller katholischer Prophezeiungen auf, dass die Weihe Russlands an das Unbefleckte Herz Mariens während des Dritten Weltkrieges stattfinden wird, also viel zu spät. Dazu Unsere Liebe Frau von Fatima:
„Der Heilige Vater wird mir Russland weihen, das sich bekehren wird, und der Welt wird eine Zeit des Friedens geschenkt werden.“
Für die Zeit nach dem Dritten Weltkrieg, während dem die Weihe vollzogen wird, und der ihn beendenden Weltkatastrophe wird der Welt „eine Zeit des Friedens geschenkt werden“. Mit dieser Prophezeiung deutet die Mutter Gottes an, dass nach dieser Zeit des Weltfriedens ein neuer Weltkrieg kommt, der Vierte. Dies bestätigt Sie später am 28.05.1948 in Kerizinen:
„Einige Jahre nach diesem Krieg (dem 3. Weltkrieg) wird es wieder Krieg geben ...“
Denselben Ablauf der Großereignisse sehen wir auch in der Großen Botschaft von La Salette, die zwar von der Kirche abgelehnt worden ist, in der ich aber nichts Antikatholisches oder andere Irrtümer finden konnte:
„Dann (nach dem Dritten Weltkrieg und der Weltkatastrophe) wird Friede, die Versöhnung Gottes mit den Menschen werden. […] Dieser Friede unter den Menschen wird aber nicht von langer Dauer sein. 25 Jahre reichlicher Ernten werden sie vergessen lassen, dass die Sünden der Menschen die Ursache aller Strafen sind, die über die Erde kommen. Ein Vorläufer des Antichrist wird mit seinen Truppen aus vielen Völkern wider den wahren Christus, den alleinigen Retter der Welt, kämpfen. Er wird viel Blut vergießen und die Verehrung Gottes vernichten wollen, damit man ihm wie einen Gott ansehe.“
Der Vierte Weltkrieg, der nach der auch hier angekündigten Friedenszeit ausbrechen wird, würde also durch den „Vorläufer des Antichristen“ entfacht werden. Die Bezeichnung dieses Mannes - „Vorläufer des Antichristen“ - zeigt, dass der Antichrist bis zum Vierten Weltkrieg nicht aufgetreten sein wird. Der Antichrist kommt also nicht in unserer Zeit, sondern irgendwann nach dem Vierten Weltkrieg. Gleich nach dem Vierten Weltkrieg wird es Unserer Lieben Frau von Kerizinen zufolge eine neue Friedenszeit geben:
„Einige Jahre nach diesem Krieg (dem 3. Weltkrieg) wird es wieder Krieg geben; aber danach werden die treuen Diener Christi einen beglückenden und gerechten Frieden genießen.“
Ergänzend heißt es in einer Botschaft vom 02. Februar 1944:
„Erst dann wird für die Menschheit, die heute durch den Aussatz der Sünde hässlich zugerichtet ist, jener Frieden anbrechen, der bis ans Ende der Zeiten dauern wird.“
Wir leben also noch nicht im Ende der Zeiten; dieses kommt erst nach der prophezeiten Friedenszeit, die nach dem Vierten Weltkrieg anbrechen soll. Erst dann, nach dieser zweiten Friedenszeit, kommt das Ende der Zeiten, in denen der Antichrist auftreten wird.
Über diese Zeit sagt die hl. Hildegard von Bingen:
„Aber die Erde wird reichliche Früchte tragen, erwärmt vom wohltätigen Sonnenstrahl und befeuchtet von gelinden Regenschauern. Keine Kriege werden dann geführt, das Eisen wird nicht anders als zu Ackergeräten und zum notwendigen Gebrauche der Menschen dienen. Das Böse wird zwar versuchen, sein Haupt zu erheben, aber gleich unterdrückt wird es wieder unterliegen.“
„Die Gerechtigkeit aber wird inzwischen wieder aufrecht dastehen, sodass die Menschen sich in Zucht zu ihr jinwenden und sie beachten werden […] In eben jenen Tagen wird es auch viele Weissagungen und viele Weise geben, sodass diesen die Geheimnisse der Propheten und der anderen Schrift vollends klar sind und ihre Töchter und Söhne prophezeien, wie es vor vieler Zeit vorausgesagt ist (Joel 2,28). Und dies wird in solcher reinen Wahrheit geschehen, dass die Luftgeister (Dämonen) keine Täuschung mehr verüben können, und jene werden in demselben Geist prophezeien, in dem die Propheten (des Alten Testaments) einstens die Geheimnisse Gottes verkündeten. Inzwischen aber werden so viele Irrlehren, Schändlichkeiten und andere Übel aufsprudeln, die zugleich das Nahen des Antichrists künden, dass die Menschen dieser Tage sagen, so große Verbrechen und so große Schlechtigkeiten seien früher noch nie da gewesen ...“
Das korrespondiert mit La Salette, wonach der Antichrist nach dem Vierten Weltkrieg käme, und mit Kerizinen, wonach das Ende der Zeiten nach dem Vierten Weltkrieg nach der Friedenszeit anbrechen soll. Nach der hl. Hildegard von Bingen käme der Antichrist nach der Friedenszeit, die nach dem Vierten Weltkrieg anbricht, wenn für seine Ankunft fruchtbarster Boden bereitet sein wird: Irrlehren, Schändlichkeiten und andere Übel, schlimmer als je zuvor in der Menschheitsgeschichte.
Auch der Mönch Hepidanus von St. Gallen (11. Jh.) stimmt damit überein:
„Ehe aber der Untergang der Welt erfolgt werden vorerst gewaltige Kriege ausbrechen (Weltkriege) und ungeheuerliche staatliche Umwälzungen (Revolutionen). Den furchtbaren Kämpfen, welche hiermit verbunden sind, wird eine Reihe von glücklichen Jahren folgen. Es wird dann ein Mann aufstehen, der sich dem Laufe der Dinge entgegenstemmt, und seinem Anhange wird es gelingen, eine neue Ordnung ins Dasein zu rufen. Diese aber wird nicht von langer Dauer sein, indem der Untergang alles Lebenden dann vor der Türe steht.“
Das kann somit nur der Antichrist sein, der also auch nach Hepidanus nach dem Vierten Weltkrieg und der Friedenszeit kommt – am Ende der Zeiten, kurz vor dem Weltuntergang.
Jetzt kann jeder Katholik für sich selbst entscheiden, wem er glaubt, den neueren Prophezeiungen, die den Antichrist für unsere Zeit ankündigen, oder den früheren Prophezeiungen, die ihn für eine fernere Zukunft ankündigen.