Eine der drei Bibelstellen, die von den antimarianischen Protestanten gegen Maria verwendet wird, ist Joh 2,4. Gemäß dieser Stelle habe Jesus zu seiner Mutter die folgenden furchtbaren Worte gesprochen:
„Frau, was habe ich mit dir zu schaffen?“ (Joh 2,4)
So, wie Jesus mit dem Teufel nichts zu tun und zu schaffen hatte (vgl. Mt 4,1-11), so hätte er auch mit seiner Mutter nichts zu tun und zu schaffen gehabt. Somit sei Maria für Jesus auf derselben Stufe wie Satan. Und als ob diese schlimme Sünde, die gegen das Elterngebot verstößt, nicht ausgereicht hätte, hätte Jesus gegenüber seiner Mutter noch eins draufgesetzt, indem er sie nicht mit „Mutter“, sondern mit „Frau“ angeredet hätte, um seinem Ausdruck, dass er mit ihr, wie mit dem Teufel, nicht zu tun und zu schaffen hätte, Nachhaltigkeit zu verleihen. Was ist dran an dieser bösartigen, teuflischen Reaktion, die einem, dem das Elterngebot ins Herz geschrieben ist (5 Mo 6,6, Ez 11,19-20), das Blut in den Adern gefrieren lässt? Dieser Frage gehe ich jetzt nach.
Das Neue Testament liegt uns in Altgriechisch vor, und nicht in Deutsch. Deshalb ist nicht eine angebliche Übersetzung interessant, sondern der griechische Text; und siehe da, dort lesen wir etwas ganz anderes, nämlich: „ti emoi kai soi“ = „Was mir und dir?“ Da ist man erstaunt! Eine völlig andere Aussage als die, die wir in protestantischen Bibeln finden! Die Phrase „Was mir und dir?“ war in biblischen Zeiten eine Redewendung, mit der man demjenigen, dem gegenüber man positiv eingestellt war, Respekt und Hochachtung zollte, und demjenigen, dem gegenüber man negativ eingestellt war, eine Ablehnung zum Ausdruck brachte! Dies möchte ich zur Verdeutlichung an einigen Bibelstellen aufzeigen: So z.B. benutzte der Hethiter Ephron diese Redewendung gegenüber Abraham, dem er äußerst positiv gesinnt war:
„Nicht doch, mein Herr, höre mich an! Ein Stück Land, das 400 Silberstücke wert ist, was mir und dir?“ (1 Mo 23,15)
Auch einer der größten Propheten – Elias – benutzte diese Redewendung, und zwar gegenüber Elischa, den er soeben zu seinem Prophetenjünger berufen hat:
„Als er (Elias) von dort weggegangen war, traf er Elischa … Elias trat zu ihm heran und warf seinen Mantel über ihn (er berief ihn zu seinem Jünger). Sogleich … eilte er Elija nach und sagte: ‚Ich möchte nur noch meinem Vater und meiner Mutter den Abschiedskuss geben, dann will ich dir folgen. Jener antwortete ihm: ‚Geh hin, kehre um, was mir und dir?‘ Dann wandte er (Elischa) sich um und ging weg … Dann machte er sich auf, folgte Elias nach und wurde sein Diener.“ (1 Kön 19,19-20)
Mit seinen Worten „Geh hin, kehre um, was mir und dir?“ zollte der Prophet seinem von ihm soeben berufenen Jünger Respekt und Hochachtung, weil dieser das Elterngebot erfüllt hat! Elischa liebte seine Eltern und wollte ihnen gegenüber nicht gleichgültig sein und einfach so frech aus ihrem Leben verschwinden, ohne dass sie wüssten, was mit ihm geschehen ist, und ihnen dadurch unnötige Ängste und Sorgen zu bereiten. So dermaßen böse und respektlos verhält man sich in Anbetracht des Elterngebots seinen Eltern gegenüber einfach nicht! So etwas macht man nicht! Deshalb hat der Prophet die gute, vorbildliche Einstellung und Gesinnung Elischas im Hinblick auf das Elterngebot mit seinen Worten „Geh hin, kehre um, was mir und dir!“ hoch gewürdigt! Elischa freute sich über diese Worte des Propheten, kehrte um, verabschiedete sich von seinen Eltern, ging dann von ihnen weg und folgte dem Propheten nach und wurde später sein ihn stellvertretender Nachfolger, der in seinem Geist und in seiner Kraft weiterwirkte!
In anderen Fällen wurde diese Redewendung wiederum negativ, ablehnend und zurückweisend verwendet, wie z.B. vom soeben berichteten Propheten Elischa gegenüber dem König von Israel:
„Elischa aber sprach zum König von Israel: ‚Was mir und dir? Geh zu den Propheten deines Vaters und deiner Mutter!‘ Doch der König von Israel antwortete ihm: ‚Nicht doch! …“ (2 Kön 3,13)
In welchem Sinn hat nun Jesus diese Worte gebraucht? Auf dieselbe Weise, wie Ephron und Elias, oder auf jene Weise, wie Elischa? Diese Frage ist einfach zu beantworten, wenn man (a) die Heilige Schrift kennt und (b) im Heiligen Geist weiß, was gut und was schlecht ist:
1. Die Schrift bezeugt über Jesus, dass er ohne Sünde war (Hebr 4,15)! Jesus hat, anders als es die besagten antimarianischen Protestanten darstellen, nicht gesündigt, weshalb er seine Mutter auf der Hochzeit zu Kana nicht abgelehnt und zurückgewiesen hat, wie den Teufel, sondern verherrlicht!
2. Jesus sagte, er habe die Gebote und somit das Gebot, Vater und Mutter zu verherrlichen, erfüllt (Mt 5,17-18). Jesus war, anders als es die besagten antimarianischen Protestanten darstellen, kein Lügner, weshalb er seine Mutter auf der Hochzeit zu Kana nicht abgelehnt und zurückgewiesen hat, wie den Teufel, sondern verherrlicht!
3. Er hielt den Pharisäern vor, dass sie das Eltern-Gebot brechen (Mt 15,3-5). Er war, anders als es die besagten antimarianischen Protestanten darstellen, kein Heuchler, kein Super-Pharisäer, weshalb er seine Mutter auf der Hochzeit zu Kana nicht abgelehnt und zurückgewiesen hat, wie den Teufel, sondern verherrlicht!
4. Wenn wir Joh 2,1-3 präzise lesen, statt oberflächlich, wie die antimarianischen Protestanten, dann stellen wir fest, dass die Mutter Jesu auf der Hochzeit zu Kana nichts Böses getan hat. Sie praktizierte Nächstenliebe, indem sie an die Hochzeitsgäste und an den Gastgeber dachte, der aufgrund des fehlenden Weines ein Riesenproblem hatte. Des Weiteren bezeugte sie ihren Glauben an ihren göttlichen Sohn, indem sie glaubte, dass nur er in dieser ausweglosen Situation helfen könne, weshalb sie ihn auf die entstandene Problematik aufmerksam machte, damit er in seiner göttlichen Weisheit und mit seiner Allmacht einschreiten und helfen wolle!
Alle diese vier Punkte, besonders der letzte Punkt, zeigen, dass Jesus die besagte Redewendung gegenüber seiner Mutter im positiven Sinn gebraucht hat. Er zollte ihr wegen ihrer Nächstenliebe und ihrem Glauben Respekt und Hochachtung, und keine Ablehnung und Zurückweisung, wie beim Teufel (Mt 4,10)! Aus diesem Grund ist auch der Titel „Frau“, mit dem Jesus seine Mutter bezeichnet, nicht ablehnend und zurückweisend gemeint, sondern verherrlichend, was auch besonders gut in Joh 19,26 zu sehen ist:
„Als nun Jesus seine Mutter sah und den Jünger, den er liebte, sprach er zu seiner Mutter: 'Frau, siehe dein Sohn!““
Ausdrücklich bezeugt der Heilige Geist durch Johannes, dass Maria nach wie vor Jesu Mutter ist, weshalb man nicht sagen kann, dass Jesus mit dem Titel „Frau“ seine Mutter als Mutter ablehnen wollte. Denn dann wäre hier der Heilige Geist, der Johannes bei der Niederschrift dieses Verses inspirierte, gegen Jesus positioniert. Doch der Heilige Geist ist mit Jesus eines Sinnes, weshalb Jesu Betitelung seiner Mutter mit „Frau“ in einem anderen, im positiven Sinn zu verstehen ist, in welchem dieser Titel ihre Mutterschaft nicht ablehnt! Ihre Mutterschaft ist somit in dem Titel „Frau“ inbegriffen! Und das ist aus dem Grund so, weil Jesus nicht fleischlich dachte, wie ein Sünder, der das Elterngebot bricht, sondern biblisch, wie ein Gerechter, der das Elterngebot erfüllt! Er dachte, als er seine Mutter mit „Frau“ anredete, an die von seinem himmlischen Vater in 1 Mo 3,15 gegebene Weissagung, die ihn und seine Mutter ankündigte:
„Und Gott, der Herr, sprach zur Schlange: ‚… Feindschaft werde ich stiften zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen …“
Mit der Bezeichnung seiner Mutter mit dem Titel „Frau“ hat Jesus sie zur großen Frau der Verheißung erhoben, die in universeller Feindschaft mit Satan steht! Er ist stolz auf sie! Er ist stolz darauf, ihr Same, ihr Kind, zu sein! Ihre Mutterschaft ist in dieser Bezeichnung inbegriffen, weil sie – die Frau – hier als die Mutter ihres Samens, des Messias, offenbart ist! Besser konnte Jesus seine Mutter nicht verherrlichen, um Gottes Elterngebot bis zur äußersten Neige zur Erfüllung zu bringen! Denn was ist von seiner hohen Warte aus gesehen schon dabei, die eigene Mutter mit „Mutter“ anzureden? Nichts! Denn das tun ja selbst die Heiden gegenüber ihren Müttern! Deshalb wollte er, um das Gebot bis zur Neige zu erfüllen, seine Mutter nicht mit dem profanen Alltagstitel „Mutter“ anreden, sondern ihr etwas Besseres geben, sie mit ihrem “messianischen” Hoheitstitel „Frau“ anreden, den ihr sein Vater nach dem Sündenfall Evas gab!
Jesus Christus verherrlicht seine Mutter auf der Hochzeit zu Kana von A – Z und bringt so, wie er es nach Mt 5,17-18 später selbst bezeugt hat, das Elterngebot bis zur äußersten Neige zur Erfüllung! Er sollte unser Vorbild sein!