Es herrscht im Protestantismus die falsche Vorstellung, dass Gott immer und ausnahmslos im Alleingang und direkt helfen und Gnaden schenken würde. Dies entspricht aber nicht der Realität und steht daher auch nicht in der Heiligen Schrift geschrieben, sondern immer das genaue Gegenteil:
1. Gott wirkt in der Regel nur dann direkt und unmittelbar, also ohne einen Mittler, wenn ein Geschöpf aufgrund seiner geschöpflichen Natur nicht geeignet ist, etwas auszuführen, was nur er ausführen kann, z.B. das
Heil der Seele, die Erlösung von den Sünden, wohingegen die Spendung der Heils- und Heiligungsgnaden durch geschöpfliche Mittler erfolgt, z.B. bei der Spendung der Taufe (Mk 16,16), des Heiligen Geistes (Apg 8,14-17; 19,6), des Beichtsakraments (Joh 20,22-23 + 1 Joh 1,8-9) und der Krankensalbung (Jak 5,14-15).
2. Gott bediente sich Abrahams, Isaaks und Jakobs und ihrer Frauen zur Hervorbringung des Volkes Israel auf den Messias hin. Und so bediente er sich auch der hl. Jungfrau Maria, um den Messias, seinen göttlichen Sohn, in die Welt einzuführen zum Zweck ihrer Erlösung von der Sünde. Um die Welt also zu erlösen, bediente er sich seiner Knechte Abraham, Isaak und Jakob und ihrer Frauen und am Ende seiner heiligen Magd, der Jungfrau Maria. Die ersteren waren somit entfernte und indirekte Mittler und die Jungfrau Maria die unmittelbare, direkte und somit einzigartige Mittlerin! So wurde uns durch sie Christus und Alles, was er uns erwirkt hat, geschenkt. Dies haben wir ihr und ihrem Ja zu verdanken (Lk 1,38)! Durch sie kamen in Christus das Leben und das Heil in die Welt!
3. Im lukanischen Bericht über die Situation bei Elisabeth sehen wir, wie Christus Elisabeth und ihr ungeborenes Kind mit Heiligem Geist erfüllt (Lk 1,41). In Lk 1,15 lesen wir, wie der Engel Gabriel Zacharias, dem Mann Elisabeths, voraussagte, dass er von seiner Frau einen Sohn bekommen und dieser dann schon im Mutterleib von Heiligem Geist erfüllt würde. Nun war Elisabeth bereits sechs Monate schwanger, als Maria Jesus empfing, und doch hatte der Täufer im Leib seiner Mutter den Heiligen Geist zu diesem Zeitpunkt noch nicht, sondern erst dann, als Maria soeben bei ihnen angekommen war (Lk 1,41), was zeigt, dass Gott den Täufer nicht ohne die Anwesenheit seiner Mutter mit Heiligem Geist beschenken wollte. Dies zeigt sich besonders daran, dass er ihn auch einige Tage vorher, als seine Mutter noch nicht bei Elisabeth war, hätte mit Heiligem Geist erfüllen können, aber auch noch vor der Ankunft Gabriels bei Maria, es aber nicht getan hat. Doch Gott, der Sohn, wollte den Täufer nicht einfach nur in Anwesenheit Seiner Mutter mit Heiligem Geist beschenken, sondern im Moment ihres Grußwortes, das sie Elisabeth zukommen ließ; wir lesen:
"Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, da hüpfte das Kind in ihrem Leib, und Elisabeth wurde erfüllt von Heiligem Geist ..." (Lk 1,41), und: "Denn siehe, als der Klang deines Grußes an meine Ohren kam, hüpfte frohlockend das Kind in meinem Leibe." (Lk 1,44)
Das bedeutet: Jesus, Gott, wollte den Täufer unbedingt durch das Grußwort seiner Mutter Maria mit Heiligem Geist erfüllen, nicht ohne ihr Wort! Ihr Grußwort war hier der Träger und Übermittler des Heiligen Geistes! Maria wurde hier von Christus als die Mittlerin seiner Gnade benutzt!
4. Was sehen wir auf der Hochzeitsfeier zu Kana, von dem uns das Johannesevangelium im zweiten Kapitel berichtet? Oberflächlich betrachtet sehen wir dort lediglich, wie Maria ihrem Sohn die dort entstandene Problematik mit dem fehlenden Wein vorträgt, damit er helfen wolle, was der Herr dann durch das Weinwunder getan hat. Das ist die Oberfläche, die für jeden gewöhnlichen Leser offensichtlich ist, unter der sich aber noch viel mehr verbirgt: Maria war, wie Jesus und seine Jünger, nur ein Hochzeitsgast, der sich, wie sie und alle übrigen Gäste, im Festsaal aufhielt, und mit ihnen am Mitfeiern war. Aus diesem Grund konnte sie genauso wenig etwas vom fehlenden Wein in den Weinkrügen wissen, wie alle anderen Gäste, und sogar noch weniger, als die für den Wein zuständigen Diener, die ständig aus den Weinkrügen schöpften, um die Gäste mit Wein zu versorgen. Und doch wusste Maria als Gast mehr, als die Weinschöpfer, nämlich, dass der Wein ausgegangen war! Dass die Diener tatsächlich nichts von dem in allen Krügen gleichzeitig fehlenden Wein wussten, obwohl sie ständig aus ihnen schöpften, belegt die Tatsache, dass der zuständige Tafelmeister nichts davon wusste. Denn hätten es die Diener gewusst, dann hätten sie ihn als ihren Chef darüber informiert, und er hätte das dem Gastgeber, dem Bräutigam, mitgeteilt. Und eben das war nicht der Fall, weshalb der Tafelmeister dachte, dass der Gastgeber den besseren Wein, den Jesus auf die Vermittlung seiner Mutter hin hervorbrachte, für später aufgehoben hätte.
Aus alledem ergibt sich, dass Gott seiner Magd, der Mutter seines Sohnes, offenbart hat, dass sich in jedem einzelnen der Krüge kein Wein mehr befand, und sich der Gastgeber deswegen in einer äußerst problematischen Situation befand, die nach menschlichem Ermessen nicht gelöst werden konnte. Mit dieser Offenbarung, die Gott seiner Magd zukommen ließ, beabsichtigte er, durch sie, durch ihren Glauben, seinen Sohn Jesus Christus dazu zu bewegen, durch ein Wunder einzuschreiten und damit seine Mission einzuleiten, was Christus dadurch zum Ausdruck brachte, dass er zu seiner Mutter sagte, dass seine Stunde des Wirkens, welches in seiner Passion münden sollte, noch nicht gekommen sei. Alle Gnaden also, die Christus den Menschen während seiner Mission schenkte, und das Heil, das er am Ende seiner Mission mit seiner Passion für die Menschen erwirkte, hat Gott, sein Vater, ihnen auf bezeichnete Weise durch Maria, seine Magd, zukommen lassen wollen. Anders ausgedrückt: Er hat ALLES durch sie initiiert und begonnen!
Mit diesen drei Punkten (2,3 u. 4) offenbart uns die Heilige Schrift, wie Gott seine Magd – die Lade des Neuen Bundes - in einzigartiger Weise als die Mittlerin seiner Gnaden gebraucht. Daraus wird ersichtlich, dass sie ein einzigartiges Glied des Leibes Christi, ihres Sohnes, ist. Sie ist der „Hals“ seines Leibes, durch „den“ er als das Haupt alle seine Gedanken, Anordnungen und Gnaden zu den Gliedern des unteren Teils seines Leibes zukommen lässt. Alles geht von Gott aus - durch Maria, seine
einzigartige Magd, die Lade des Neuen Bundes!