Das entscheidende Problem der Solus-Christus- oder Solus-Deus-Theorie ist, dass sie die christliche Liebe blockiert und zerstört. Dies möchte ich anhand zweier Punkte aufzeigen:
1. Fast alle freikirchlichen Protestanten sagen, man dürfe keinen Blick an Maria, die Engel und die Heiligen verlieren, sondern nur an Christus, an Gott. So verhindert Solus Deus / Solus Christus die Liebe zur Mutter Jesu und zu Seinen Engeln und Heiligen, die so gerne auch ihnen ihren liebenden Blick zuwenden würde. Aber Solus Christus / Solus Deus verbietet es ihr und blockiert sie, was zur Folge hat, dass die Mutter Jesu und Seine Engel und Heiligen nicht geliebt werden. In den Herzen vieler Protestanten hat Solus Christus / Solus Deus eine solche extreme Kälte produziert, dass sie Jesu Mutter, Engel und Heilige nicht nur nicht lieben, sondern sie sogar hassen, verachten und verabscheuen. Sie versehen sie mit allen möglichen Schimpfworten, vor allem die Mutter Jesu, die sie z.B. als „Götze“, „(größte) Sünderin“, „Hure“, "Hexenmutter", "Dämon", "Teufel" etc. beschimpfen. Um den Unterschied zwischen dieser protestantischen Einstellung und unserer katholischen Einstellung noch besser zu verdeutlichen, hier zwei Szenarien:
Szenario 1: Wenn sich ein Mann in eine Frau verliebt, sagt er vielleicht: „Ich liebe dich so sehr. Ich liebe dich so sehr, dass ich meine ganze Zeit mit dir verbringen möchte. Ich will nie mit deiner Mutter sprechen. Ich will nichts mit ihr zu tun haben. Ich will nie deine Familie und deine Freunde sehen. Ich möchte, dass du sie wegschickst, wenn sie auftauchen, ich möchte mein ganzes Leben nur mit dir verbringen und nur dich lieben. Das ist die lieblose protestantische Auffassung von einer Beziehung zu Jesus, die auf SOLUS CHRISTUS gründet.
Szenario 2: Auf der anderen Seite könnte er sagen: „Ich liebe dich so sehr. Ich liebe dich so sehr, dass ich meine ganze Zeit mit dir verbringen möchte. Deine Mutter ist herzlich eingeladen, uns zu Hause zu besuchen. Ich will auch mit ihr Kontakt haben. Deine Familie ist meine Familie, deine Freunde sind meine Freunde. Die Menschen, die du liebst, werde ich lieben. Wir sind ein Fleisch und ich heiße jeden willkommen, den du willkommen heißt.
Die zweite Auffassung ist die authentischen Liebe, die, auf das Christentum bezogen, die christliche Liebe widerspiegelt, die niemanden ablehnt, sondern alle annimmt, besonders die, die zu Christus gehören, die von Christus geliebt werden. Denn dieser Auffassung fehlt das Solus-Christus-Prinzip! Das ist der liebevolle katholische Ansatz für eine Beziehung zu Jesus.
2. Einige Freikirchler gehen sogar so weit, dass sie sagen, man dürfe NUR Christus im Blick und im Sinn haben, und sonst NIEMANDEN! Einer von ihnen schrieb mir während unserer Debatte wortwörtlich, dass er Jesus Christus ALLES gibt; und wenn er ihm ALLES gibt, dann gibt es bei ihm nichts, was er noch jemand anderem geben könnte. So verhindert Solus Christus in dieser extremeren Auffassung die Liebe auch zu den Mitmenschen - die Nächstenliebe -, die so gerne auch ihnen ihren liebenden Blick zuwenden würde, z.B. armen obdachlosen Mitmenschen auf der Straße. Aber Solus Christus in dieser Auslegung verbietet es ihr und verhindert sie, lässt Herzen gegenüber Mitmenschen erkalten. Das ist sehr schlimm, einfaxch schrecklich!
So sehen wir, wie die SOLUS-CHRISTUS-THEORIE in besagten Auslegungen, die im Protestantismus sehr weit verbreitet sind, der christlichen Liebe massive Steine in den Weg legt und sie blockiert und zerstört. Sie lässt Herzen erkalten und treibt sie sogar zur Lieblosigkeiten, zum Bösen! Sie ist äußerst schädlich und sehr gefährlich, was zeigt, dass sie nicht von Gott ist, weshalb sie sich in der Heiligen Schrift auch nirgendwo findet, auch nicht im ersten Korintherbrief, wenn wir dort lesen:
„Denn ich hatte mir vorgenommen, nichts anderes unter euch zu wissen als Jesus Christus …“ (1 Kor 2,2)
Denn diese Bibelstelle ist nicht im besagten protestantischen Solus-Christus-Sinn zu verstehen, wonach man alle und jeden aus dem Sinn verbannt, um nur Jesus allein im Sinn und im Blick zu haben, sondern im Kontext des im Korintherbrief zuvor Geschriebenen, wonach sich die Christen in Korinth voneinander spalteten, indem sich die einen zu Paulus, die anderen zu Apollos und die anderen zu Petrus, statt zu Christus bekannten, weshalb Paulus schreibt:
„Wurde denn Paulus gekreuzigt für euch? Oder wurdet ihr im Namen des Paulus getauft?“ (1 Kor 1,13)
Ein Teil der Korinther hatte also an die Stelle Jesu Christi Paulus, Apollos oder Petrus gesetzt. Nur in diesem Kontext wollte Paulus gemäß 1 Kor 2,2 unter den Korinthern nichts anderes als Jesus Christus wissen. Diese Stelle sagt also nicht, dass wir den Vater, den Heiligen Geist, Maria, die Engel und Heiligen und sogar unsere Mitmenschen aus dem Sinn und aus dem Blickfeld schaffen sollen. Das bestätigt Paulus in 1 Kor 2,21 im Hinblick auf die in Korinth entstandene Spaltung:
„Darum rühme sich niemand der Menschen. Denn alles ist euer, sei es Paulus oder Apollos oder Kephas oder Welt oder Leben oder Tod oder Gegenwärtiges oder Zukünftiges, alles ist euer.“
Paulus sagt hier ausdrücklich, das alles, was Christi ist, auch unser ist, somit auch Seine Mutter, Seine Engel und Seine Heiligen, zu denen auch Paulus, Apollos und Kephas gehören, weshalb wir gläubigen Katholiken nach Hebr 12,22-24 zu ihnen hingetreten sind:
„Ihr seid vielmehr hingetreten … zu ungezählten Engeln … zu Gott … zu den Geistern der vollendeten Gerechten und zu Jesus …“
Wir stehen also nicht NUR in Gemeinschaft mit Christus (Solus Christus), sondern AUCH in Gemeinschaft mit Gott und Seinen Engeln und Heiligen, weshalb Paulus über den mystischen Leib Christi, die Kirche, ausdrücklich sagt:
„Das Auge kann nicht zur Hand sagen: ‚Ich brauche dich nicht‘, oder wiederum das Haupt zu den Füßen: ‚Ich brauche euch nicht.’“ (1Kor 12,21)
Wir Christen brauchen also Maria und die Heiligen als Glieder des mystischen Leibes Christi, wie wir auch einander als Glieder des mystischen Leibes Christi brauchen; denn die eine Hand vermag nicht alles ohne die andere.