Die große Masse der Protestanten meint, wir Katholiken würden nicht zu Gott und Jesus Christus beten, weil wir uns Maria und den Engeln und Heiligen zuwenden, so als ob man nicht sowohl ihnen, als auch Gott und Jesus gleichermaßen Worte zukommen lassen könne. Letzteres haben diese Protestanten nicht im Sinn, weil ihre Wahrnehmung durch das Solus-Christus-Prinzip enorm eingeschränkt ist. Denn diese Theorie fixiert das Denken nämlich nur auf Gott und Jesus und lässt alle anderen existierenden Personen aus dem Bewusstsein verschwinden, so als ob es sie nicht gäbe. Und wenn dann ein Katholik seine Worte z.B. der Mutter Jesu zukommen lässt, projiziert ein freikirchlicher Protestant sein eigenes Solus-Christus-Prinzip auf ihn und meint, dieser vertrete umgekehrt das Prinzip Sola Maria, und habe daher statt NUR Jesus NUR seine Mutter im Sinn und im Blick. Dies erklärt, wieso diese zu dem Schluss kommen, dass wir Maria anbeten würden oder dass Maria Christus verdrängen würde, anstatt uns besser zu Christus hinzuführen.
Löst man sich von diesem Allein-Prinzip, dann wird man sehen, dass man sich als biblisch denkender Mensch Jesus nicht ohne Seine Mutter, und Seine Mutter nicht ohne ihn denken kann, da Jesus allein durch Maria in die Welt kam, so, wie es uns die Heilige Schrift berichtet. Ohne Maria kein Jesus! ALLE und ALLES ist von Gott her und auf Gott hin eng miteinander verknüpft und verbunden. Spreche ich Worte zu meiner Cousine oder zur Mutter Jesu, dann denke ich als Christ an Jesus; und spreche ich Worte zu Jesus, dann denke ich an seine Mutter und an meine Cousine, die ich gerettet wissen will. Das mit der Mutter Jesu und meiner Cousine ist jetzt nur ein Beispiel; ich hätte als Beispiel anstelle der Mutter Jesu z.B. den Erzengel Michael oder den hl. Pater Pio und anstelle meiner Cousine z.B. meine Freunde nennen können. Und natürlich denkt man nicht immer an alle gleichzeitig, sondern kann sich auch einmal fokussieren. Aber generell sehen wir uns als große christliche Familie, bei der niemand vernachlässigt wird.
In der Realität gibt es also kein Solus Christus nach dem oben dargelegten Verständnis, sondern von Christus her und auf Christus hin ALLE und ALLES, wie es der hl. Apostel Paulus schreibt:
„Alles ist euer: sei es Paulus oder Apollos oder Kephas, Welt oder Leben oder Tod, Gegenwärtiges oder Zukünftiges: alles gehört euch. Ihr aber gehört Christus und Christus gehört Gott!“ (1Kor 3,21-23)
Deshalb sind wir katholischen Christen nicht nur zu Gott und zu Jesus hingetreten, sondern auch zu Seinen Engeln und Heiligen:
„Ihr seid vielmehr hingetreten … zu ungezählten Engeln … zu Gott … zu den Geistern der vollendeten Gerechten und zu Jesus ...“ (Hebr 12,22-24)
Solus Christus oder Solus Deus in besagter Auffassung ist also eine protestantische Irrlehre, die die Wahrnehmung einschränkt. Dass wir unsere Errettung (wie auch alles andere in der Schöpfung) Gott verdanken, versteht sich von selbst. Deswegen aber gleich große Teile christlicher Frömmigkeit und Heiligengemeinschaft über Bord zu werfen, wie es fast alle Protestanten zu tun pflegen, ist das ungesunde Resultat der Solus-Christus-Lehre.